
Perspektivischer Blick von Nordwesten
auf eine mehr als 3.000 Meter tiefe Kollapsstruktur
in Phoenicis Lacus.
(ESA/DLR/FU Berlin (G. Neukum))
Eine der markantesten geologischen Strukturen des Mars ist die Tharsis-Provinz, eine mehrere Kilometer hohe Aufwölbung der Marskruste mit einem Durchmesser von fast 4.000 Kilometern. Durch lang anhaltende vulkanische Aktivität entstanden hier gewaltige, zum Teil mehr als 20 Kilometer hohe Vulkane. Mit dem Vulkanismus gingen massive Spannungen in der Marskruste einher, die ein komplexes System aus Dehnungsbrüchen erzeugten.
Phoenicis Lacus ist mit seinen zahlreichen Störungen und Kollapsstrukturen der südwestliche Ausläufer des großen, bogenförmigen Bruchsystems Noctis Labyrinthus in der Tharsis-Region.
Die hochauflösende Stereokamera HRSC an Bord der ESA-Raumsonde Mars Express nahm am 31. Juli 2010 neue Bilder von Phoenicis Lacus auf. Das von der Sonde fotografierte Gebiet grenzt die Hochlandebenen Syria Planum im Osten und Daedalia Planum im Westen voneinander ab und hat eine Fläche von etwa 8.100 Quadratkilometern, was ungefähr der Größe der Mittelmeerinsel Korsika entspricht.
Phoenicis Lacus – der „See des Phönix“ – ist nach dem mythischen Vogel Phönix benannt, der vor allem durch die Redewendung „auferstanden wie Phönix aus der Asche“ ein Begriff ist. Der Hinweis auf einen See im Namen ist allerdings missverständlich, denn auf den Satellitenbildern der Marssonden finden sich keine Anzeichen dafür, dass sich hier ein stehendes Gewässer befand oder gar heute noch eines existiert. Die Bezeichnung „Lacus“ hat vielmehr historische Gründe: bei den ersten Beobachtungen mit Teleskopen zeigte diese Gegend des Mars eine auffallende Albedo (Maß für das Rückstrahlvermögen von Oberflächen) ähnlich den Albedowerten von Seen oder Meeren, und wurde entsprechend benannt.
Die Entstehung der heute sichtbaren Strukturen in Phoenicis Lacus wird in Zusammenhang mit der Aufwölbung der Tharsis-Vulkanprovinz vermutet. Phoenicis Lacus liegt in einer Zone des Störungssystems, in der die tektonischen Kräfte vorwiegend in west-östlicher Richtung ihre Wirkung entfalteten. Dadurch bildete sich eine typische, in der Geologie als „Horst- und Graben-Struktur“ bezeichnete Abfolge von stehen gebliebenen Geländeblöcken und entlang der Bruchflächen in die sich öffnenden Spalten nach unten gerutschten Krustenpaketen.




