Cassini fotografiert Saturn’s Äquinoktium

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Tag- und Nachtgleiche am Saturn.
Mosaik aus 75 verschiedenen Aufnahmen der Raumsonde Cassini.
(NASA/JPL/Space Science Institute)


Die Ringe des Saturn gehören zweifellos zu den faszinierendsten Phänomenen unseres Sonnensystems. Am 11. August 2009 ereignete sich dort ein Ereignis, dass so nur etwa alle 15 Erdenjahre zu beobachten ist: die Sonnenstrahlen trafen genau senkrecht auf die schmale Außenkante der aus Eis- und Staubbrocken bestehenden Ringe. Während dieses sog. Äquinoktiums werfen schon die kleinsten Erhebungen lange Schatten und können ausfindig gemacht und gemessen werden.
Rund eine Woche lang verfolgten Wissenschaftler der NASA das Geschehen quasi aus der ersten Reihe: die Raumsonde Cassini, seit 2004 im Saturnsystem unterwegs, richtete ihre Kameras und Messinstrumente auf die Ringe. Die Bilder enthüllten Überraschendes: zum ersten Mal konnten die Astronomen sehen, wie weit einige Brocken tatsächlich aus den dünnen Ringen herausragen.
Die Hauptringe A, B, C und D erstrecken sich, vom Saturn aus gesehen, 136.000 Kilometer weit nach außen, doch ihre Dicke erreicht gerade mal knapp zehn Meter. Die neuen Aufnahmen von Cassini enthüllen jedoch, dass sich die Eis- und Staubbrocken zu vertikalen Formationen auftürmen, die weitaus höher hinaus reichen. Im innersten D-Ring ragen sie mehr als 800 Meter auf, um dann nach außen hin bis zum B-Ring wellenartig mal höher und mal niedriger zu werden. Die höchste vertikale Erhebung entsteht durch die Schwerkrafteinwirkung des Saturnmondes Daphnis, der in der Keeler-Lücke des A-Ringes kreist. In einem der Ringbereiche türmt er einen Wall von gut vier Kilometern Höhe auf – das ist so hoch wie einige der höchsten Gipfel der Alpen.
Die Kameras der Saturnsonde lieferten jedoch noch weitere Sensationen: sie zeigten helle Streifen in zweien der Ringe, die sich als Staubwolken entpuppten. Diese entstanden höchstwahrscheinlich, als Ringpartikel miteinander oder mit kleinen kosmischen Objekten kollidierten, die in die Saturnringe eingedrungen waren.
Cassini nahm das Geschehen jedoch nicht nur mit ihren Kameras auf, die Sonde maß gleichzeitig auch mit Hilfe ihres Infrarot-Spektrometers die Temperatur der Saturnringe während des Äquinoktiums. Wie erwartet, kühlten sich die Ringe durch den fehlenden Sonnenschein deutlich ab. Die niedrigsten Temperaturen erreichte dabei der A-Ring mit frostigen minus 230 Grad Celsius.
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