Kategorie: Paläontologie

Gletscher gibt alte Baumreste frei

Einen vor 2 bis 8 Millionen Jahren von einem Hangrutsch begrabenen und von der eisigen Kälte konservierten Wald haben amerikanische Forscher um Joel Barker von der Ohio State University im äußersten Norden Kanadas freigelegt. Die Fundstätte liegt mehr als 1.500 Kilometer jenseits des nördlichen Polarkreises auf Ellesmere Island.
Bereits vor zwei Jahren war Barker von einem Angestellten des dortigen Quttinirpaaq-Nationalparks auf Pflanzenreste aufmerksam gemacht worden, die neben einem infolge des Klimawandels schmelzenden Gletschers aus dem Boden ragten. In diesem Jahr nahmen der Geowissenschaftler und seine Kollegen die systematische Untersuchung des Materials in Angriff.
Eine erste Begutachtung zeigte, dass die Stämme, Äste und Blätter von Birken und Fichten stammen. Die Bäume waren bis zu 75 Jahre alt, wiesen allerdings einen kümmerlichen Wuchs mit sehr schmalen Jahresringen auf, zudem war ihr Laub nur spärlich entwickelt. Solche Merkmale weisen auf harsche Umweltbedingungen hin: die Bäume mussten eine sechs Monate währende Dunkelheit und ein immer kühler werdendes Klima ertragen.
Die Forscher wollen nun nach Pollenkörnern und Überresten von Insekten und anderen Tieren suchen, um mehr über die einstige Lebensgemeinschaft in dieser Region zu erfahren.

Ancient Forest Emerges Mummified From The Arctic

Archaeopteryx: Chemische Übereinstimmungen mit heutigen Vögeln

Als das erste Fossil eines Archaeopteryx im Jahr 1860 gefunden wurde, hatte Charles Darwin gerade erst seine „Entstehung der Arten“ veröffentlicht. Die Entdeckung dieses Bindeglieds zwischen Dinosauriern und Vögeln lieferte den bis dato stärksten Beleg für die noch junge Evolutionstheorie. Seither sind neun weitere Vertreter des Urvogels gefunden worden, das bislang letzte, das sog. „Thermopolis-Exemplar“, im Jahr 2005.
Dieses besonders gut erhaltene Fossil hat nun ein internationales Forscherteam mit Hilfe des Röntgenlasers am SLAC in Stanford untersucht. Die hochauflösenden, haarfeinen Röntgenstrahlen, mit denen die Forscher das Fossil abtasteten, enthüllten erstmals die genaue Verteilung von chemischen Elementen im Skelett des Thermopolis. Mit Hilfe dieser Daten erstellten die Forscher die erste Karte der Chemie dieses wichtigen Bindeglieds der Evolution. Die Messungen identifizierten rund ein halbes Dutzend Elemente, die eindeutig aus den Überresten des Archaeopteryx stammten und keine Artefakte des umgebenden Gesteins sein konnten.
Die chemische Karte enthüllt, dass Teile der Federn des Fossils nicht einfach, wie bisher angenommen, Abdrücke von lange zersetztem organischen Material sind, sondern dass es sich dabei tatsächlich um die versteinerten Federn selbst handelt. Spuren von Phosphor und Schwefel – Elemente, die auch in den Federn der modernen Vögel enthalten sind – zeigen dies. In den Knochen des Archaeopteryx entdeckten die Wissenschaftler zudem Spuren von Kupfer und Zink – auch in dieser Hinsicht glich der Urvogel seinen modernen Vettern.

X-Rays Reveal Chemical Link Between Birds and Dinosaurs

Archaeopteryx feathers and bone chemistry fully revealed via synchrotron imaging

Schädel einer zuvor unbekannten Dinosaurierart gefunden

Gleich vier gut erhaltene Schädel einer zuvor unbekannten Sauropodenart haben amerikanische Paläontologen um Daniel Chure vom Dinosaur National Monument und Brooks Britt von der Brigham Young University im 105 Millionen Jahre alten Sandstein des Nationalparks in Utah entdeckt. Bisher kennt man die meisten der großen, langhalsigen Pflanzenfresser der Kreidezeit nur vom Hals an abwärts, denn von den 120 bekannten Arten sind gerade einmal acht mitsamt ihren Schädeln gefunden worden.
Eine erste Analyse der Knochen des inzwischen als Abydosaurus mcintoshi bezeichneten Sauropoden zeigt, dass die Tiere nahe Verwandte des 45 Millionen Jahre älteren Brachiosaurus sind.
Die Schädel geben zudem wichtige Hinweise darauf, wie die größten Landtiere ihrer Zeit ihre Nahrung zu sich nahmen: da die Schädel nur ein Zweihundertstel des gesamten Körpervolumens einnehmen und ihnen ein komplexes Kausystem fehlt, müssen die langhalsigen Pflanzenfresser ihre Nahrung zumeist im Ganzen heruntergeschlungen haben.

New Dinosaur Rears Its Head in Dinosaur National Monument

Bilder

Abydosaurus: New dinosaur discovered head-first, for a change

First complete sauropod dinosaur skull from the Cretaceous of the Americas
and the evolution of sauropod dentition

(lokal gespeicherte PDF-Datei; 538 KB)

Welche Farbe hatten die Dinosaurier?

Rekonstruktion von zwei Sinosauropteryx
mit ihren rotbraun-weiß-gestreiften Schwänzen.
(Chuang Zhao/Lida Xing)

Forscher um Michael Benton von der Universität Bristol haben in fossilen Federn des Sinosauropteryx sowie einiger weiterer Dinosaurierarten Bestandteile von Pigmentzellen entdeckt. Diese sog. Melanosomen bildeten auf dem Federkleid deutlich umrissene Muster: der Sinosauropteryx dürfte demnach einen rotbraun-weiß gestreiften Schwanz besessen haben. Diese auffällige Färbung und die Tatsache, dass die Federn nicht den ganzen Körper bedeckten, stützt die viel diskutierte Theorie, wonach sich Federn ursprünglich weder als Kälteschutz noch als Flughilfe entwickelten – vielmehr dienten sie der Balz.

wissenschaft.de – Saurier bekennen Farbe

The colour of dinosaur feathers identified

Fossilized melanosomes and the colour of Cretaceous dinosaurs and birds

Surfender Tapejara

Die Flugsaurier waren vielleicht nicht nur Meister der urzeitlichen Lüfte, einige ihrer Vertreter könnten auch auf der Meeresoberfläche äußerst manövrierfähig gewesen sein. Nach Ansicht des Geowissenschaftlers Sankar Chatterjee von der Texas Tech University haben die Tiere dazu möglicherweise ihre Flügel und ihren „Hahnenkamm“ als Segel benutzt.
Chatterjee und seine Kollegen studierten den Körperbau von Tapejara wellnhoferi, einem etwa schwanengroßen Pterosaurier aus der Unterkreide. Die Tiere besaßen nicht nur große Flughäute zwischen Armen, Fingern und Beinen, sondern trugen auch einen hoch gewölbten, blattartigen Kamm auf dem Kopf. Die Berechnungen und Simulationen der Forscher ergaben, dass Tapejara seine Flughäute und seinen Kamm wie Haupt- und Focksegel eingesetzt haben könnte. Und da der gewichtsoptimierte Körper nicht tief ins Wasser eintauchte, könnten das hervorstehende Brustbein und die an den Körper gezogenen Beine wie die drei Kiele eines Trimarans fungiert haben. Schon bei mäßig starkem Wind könnte der Flugsaurier auf diese Weise eine Geschwindigkeit von 7 bis 8 Knoten erreicht haben.

Pterosaur: A Maritime Master

Introduction to the Pterosauria – The flying reptiles

Archaeopteryx: Innen Dino, außen Vogel

Der seit Langem als erster typischer Vogel betrachtete Archaeopteryx hatte vielleicht doch mehr mit seinen Dinosauriervorfahren gemeinsam als bislang angenommen. Zu diesem Schluss kommen Gregory Erickson von der Florida State University in Tallahassee und seine Kollegen, nachdem sie ein Fossil des Tieres genauer untersuchten und mit anderen vogelähnlichen Dinosauriern verglichen. Die Forscher durften dazu winzige Proben aus einem versteinerten Exemplar des sog. Urvogels aus der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie in München entnehmen.
Der Knochenbau überraschte die Paläontologen: Vögel besitzen normalerweise sehr leichte, schnell wachsende und mit zahlreichen Blutgefäßen durchzogene Knochen. Nicht so Archaeopteryx, dessen Skelett eher dem von Eidechsen glich, sehr dicht war und kaum durchblutet wurde. Im Gegensatz zu modernen Vögeln, die rasch erwachsen werden und deren Knochen innerhalb weniger Wochen ausreifen, benötigte ein junger Archaeopteryx über zweieinhalb Jahre, bis sein Skelett ausgereift war.
Diese Ergebnisse verglichen die Wissenschaftler mit anderen vogelähnlichen Dinosauriern, die enge Verwandte des Archaeopteryx sind, sowie mit zwei weiteren frühen Vögeln, die man in China gefunden hatte: dem kurzschwänzigen Sapeornis chaochengensi und dem langschwänzigen Jeholornis prima, die beide schon voll befiedert waren und fliegen konnten. Sie alle wiesen den gleichen Knochenbau auf wie ihr berühmter Verwandter aus dem fränkischen Solnhofen. Demnach waren diese Tiere alle noch eher Dinosaurier als Vogel, deren heutiger Körperbau und Stoffwechsel sich also erst einige Millionen Jahre später entwickelte.

Was Dinosaurian Physiology Inherited by Birds? Reconciling Slow Growth in Archaeopteryx

Reconstructing growth patterns in extinct reptiles

wissenschaft.de – Außen Vogel, innen Dino

Solnhofen und seine Fossilien

Ältester Bernstein gefunden

Die mächtigen Wälder des Karbon haben nicht nur Kohle und versteinerte Riesenfarne hinterlassen. Gleich mehrere Bernsteinstücke aus dieser Zeit haben die beiden amerikanischen Geowissenschaftler Ken Anderson und Paul Sargent Bray von der Southern Illinois University Carbondale in Kohlestücken aus einer Grube im US-Bundesstaat Illinois gefunden.
Obgleich etwa 320 Millionen Jahre alt und damit sehr viel älter als die ersten bedecktsamigen Pflanzen, ist die Zusammensetzung der goldgelben Brocken dem Harz heutiger Bäume sehr ähnlich: laut Analyse per Gaschromatographie und Massenspektrometrie bestehen die Harze überwiegend aus Kohlenwasserstoffen aus der Gruppe der Terpene. Ausgehend von den Hauptbestandteilen und deren räumlicher Struktur weist der urzeitliche Bernstein große Übereinstimmungen mit dem Harz heutiger Hymenaea-Bäume im Amazonasbecken auf.
Offenbar hat sich Harz schon sehr früh zur Abwehr von Insekten und als Wundverschluss bewährt.

Identification of Carboniferous (320 Million Years Old) Class Ic Amber

Der Wandel der Wälder im Laufe des Erdaltertums

Paläontologen finden "Landebahn" eines Flugsauriers

Die „Landebahn“ eines Flugsauriers haben Jean-Michel Mazin von der Universität Lyon und Kevin Padian von der Universität Berkeley nahe der Ortschaft Crayssac im Südwesten Frankreichs gefunden. In feinkörnigem Kalkstein aus dem Jura sind dort Abertausende Abdrücke einer vielfältigen Fauna erhalten. Darunter sind auch meterlange Spuren von auf allen Vieren laufenden Flugsauriern, weswegen die Fundstätte auch den Spitznamen „Strand der Pterosaurier“ erhielt.
Die Spur des landenden Reptils beginnt jäh mit den Abdrücken gleichzeitig und parallel aufsetzender Füße. Am vorderen Rand der beiden Abdrücke finden sich Schleifspuren der Krallen. In geringem Abstand folgen die Abdrücke eines zweiten beidbeinigen Bodenkontakts. Leicht torkelnd nach vorne kippend, ging das Tier daraufhin zum Gang auf allen Vieren über, wie er bereits aus anderen Spuren von Pterosauriern bekannt ist.
Pterosaurier galten lange Zeit als wenig wendige Flieger, den größeren Vertretern wurde sogar nur eine Art Gleitflug zugetraut. Die Spur von Crayssac demonstriert allerdings eine fortschrittliche Landetechnik, wie sie auch von den meisten heutigen Vögeln praktiziert wird und einiges an Luftakrobatik erfordert.

First record of a pterosaur landing trackway

La plage aux Ptérosaures

Introduction to the Pterosauria – The flying reptiles

wissenschaft.de – Landeanflug vor 150 Millionen Jahren

Dinosaurier im Dreierpack

journal_pone_0006190_g040

Die neu entdeckten Dinosaurier
Australovenator wintonensis, Wintonotitan wattsi
und Diamantinasaurus matildae.
(T. Tischler, Australian Age of Dinosaurs Museum of Natural History)

Paläontologen haben in einer 98 Millionen Jahre alten Wassersenke im australischen Bundesstaat Queensland die Fossilien von drei neuen Dinosaurier-Arten entdeckt. Es handelt sich um zwei riesige Pflanzenfresser aus der Gruppe der teilweise über 30 Tonnen schweren Sauropoden, und einen zwei Meter großen Fleischfresser mit drei riesigen Krallen an jeder Pfote, der noch gefährlicher als der berüchtigte Velociraptor gewesen sein könnte.

New Mid-Cretaceous (Latest Albian) Dinosaurs from Winton, Queensland, Australia

Grube Messel: Fossil eines Urhuftiers gefunden

2007-kopidodon-smf-me-11287-kletterndes-urhuftier-platte-a_klein

Fossil des Urhuftiers "Kopidodon macrognatus".
(© Senckenberg Forschungsinstitut Frankfurt)

Wissenschaftler des Frankfurter Senckenberg-Museums haben in der Grube Messel bei Darmstadt das nahezu komplett erhaltene Fossil eines Urhuftiers der Gattung „Kopidodon macrognatus“ ausgegraben. Das Tier ähnelte den heute in Lateinamerika lebenden Wickelbären.
Knapp 6.800 Fossilien sind in den vergangenen zwei Jahren aus der ehemaligen Ölschiefer-Grube ausgegraben worden. Die Funde lieferten detaillierte Kenntnisse über die Lebensweise einzelner Arten und ermöglichten die Rekonstruktion ihres Lebensraums. Vor 47 Millionen Jahren lag die Gegend des ehemaligen Maarkratersees auf der Höhe des heutigen Sizilien und war mit einem südostasiatischen Regenwald vergleichbar.

Senckenberg world of biodiversity

UNESCO Weltnaturerbe Grube Messel

Verwandte Artikel: Grube Messel – Fenster in die Urzeit