
Die geologische Struktur Orcus Patera in Echtfarben,
aufgenommen von der Raumsonde Mars Express.
Norden ist rechts.
(ESA/DLR/FU Berlin (G. Neukum))
Zwischen den gewaltigen Marsvulkanen Olympus Mons und Elysium Mons befindet sich die merkwürdige geologische Struktur Orcus Patera. Dabei handelt es sich um eine ellipsenförmige Vertiefung mit einer Ausdehnung von 380 Kilometern Länge und 140 Kilometern Breite, die sich etwa in Nord-Süd-Richtung erstreckt. Der Rand dieser sog. Depression erhebt sich bis zu 1.800 Meter über das nördliche Tiefland des Mars; der Boden von Orcus Patera liegt zwischen 400 und 600 Meter unterhalb der Umgebung.
Der Begriff Patera (Plural: Paterae) wird verwendet für komplexe oder irregulär geformte Krater mit einem geringen topographischen Relief. Die meisten dieser Paterae sind durch Vulkanismus entstanden, wie zum Beispiel Hadriaca Patera und Tyrrhena Patera am nordöstlichen Rand des großen Einschlagsbeckens Hellas auf der Südhalbkugel des Mars.
Die Entstehung von Orcus Patera ist jedoch noch unklar. Neben Vulkanismus gibt es zwei weitere Annahmen, wie diese Depression entstanden sein könnte. Zum einen ist Orcus Patera als ein großer, deformierter Impaktkrater betrachtet worden. Aber auch die Erosion von Kraterrändern zweier oder mehrerer eng aneinander grenzender oder sich überlappender Impaktkrater wird diskutiert. Zum anderen wird diese Depression auch auf Druckspannungen in der Marskruste zurückgeführt und als große tektonische Kompressionsstruktur interpretiert.
Dass tektonische Kräfte bei der heutigen Ausprägung von Orcus Patera eine bedeutende Rolle gespielt haben, kann man sehr gut an zahlreichen fast geradlinigen, bis zu zweieinhalb Kilometer breiten und mehrere hundert Meter tiefen Gräben erkennen, welche die Ränder der Struktur durchschneiden. Diese Gräben verlaufen nahezu in Ost-West-Richtung, was bedeutet, dass die Kruste in Nord-Süd-Richtung gedehnt wurde.