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Wärmebild des Großen Roten Flecks
und seiner Umgebung.
(ESO/NASA/JPL/ESA/L. Fletcher)
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Einem internationalen Forscherteam um Glenn Orten vom Jet Propulsion Laboratory in Pasadena ist es erstmals gelungen, eine Wetterkarte des größten auf Jupiter tobenden Wirbelsturms zu erstellen.
Der als „Großer Roter Fleck“ bezeichnete Orkan ist mit einer Länge von 24.000 Kilometern und einer Breite von 13.000 Kilometern nicht nur der größte Wirbelsturm unseres Sonnensystems, sondern auch der langlebigste: er existiert schon seit mindestens 300 Jahren. Dabei ist er sowohl in seiner räumlichen Ausdehnung als auch über die Zeit gesehen überraschend stabil.
Ermöglicht wurden die neuen Erkenntnisse durch Wärmebilder, die mit dem Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte (ESO) und anderen auf der Erde stationierten Großteleskopen aufgenommen wurden.
Der Große Rote Fleck ist mit -160 Grad Celsius ein Kaltgebiet der Jupiteratmosphäre. Wie die Wärmebildaufnahmen verraten, herrschen jedoch in der besonders intensiv rot gefärbten Region in der Mitte des Flecks um drei bis vier Grad höhere Temperaturen als im Rest des ansonsten kalten Wirbelsturms.
Mit den neuen Erkenntnissen kann nun auch erstmals ein direkter Zusammenhang zwischen der Färbung des Großen Roten Flecks und Umweltbedingungen wie etwa der Temperatur hergestellt werden. Die gemessenen Temperaturunterschiede treiben offenbar die Zirkulation des Sturms an und transportieren somit auch chemische Verbindungen aus tiefer gelegenen Schichten nach oben, die für die auffällige rote Farbe des Wirbelsturms sorgen. In den Randbereichen des Flecks wiederum sind dunkle Streifen zu erkennen, die von den Forschern als absinkende Gase identifiziert wurden.
Bevor Ende der 1970er Jahre die Voyager-Sonden dem Gasplaneten Jupiter einen Besuch abstatteten, dachte man, der Große Rote Fleck wäre ein Oval ohne großartige innere Struktur. Die Wärmebilder bestätigen nun erneut, dass es sich im Gegenteil um ein höchst komplexes Gebilde handelt. Der Temperaturunterschied zwischen der Kern- und der Außenregion des Flecks reicht bspw. aus, um die Drehrichtung des Sturms in einem kleinen Gebiet zu ändern: während sich der Sturm eigentlich gegen den Uhrzeigersinn dreht, ist es im Zentrum genau umgekehrt.
Auch andere Regionen der Jupiteratmosphäre werden von derartigen Temperaturunterschieden beeinflusst. So sind die Windgeschwindigkeiten und die Wolkenmuster an verschiedenen Stellen der Jupiteratmosphäre messbar verändert.
Thermal Structure and Composition of Jupiter’s Great Red Spot from High-Resolution Thermal Imaging
(lokal gespeicherte PDF-Datei)
Der Große Rote Fleck, aufgenommen vom Weltraumteleskop Hubble
Bildmosaik des Großen Roten Flecks, aufgenommen von Voyager 1
Bildmosaik des Großen Roten Flecks, aufgenommen von der Raumsonde Galileo