Die Europäische Raumfahrtorganisation ESA hat am Montagmorgen um 02:50 Uhr MEZ vom Kosmodrom Plesetsk in Nordrussland einen neuen Erdbeobachtungssatelliten gestartet. Das SMOS (Soil Moisture and Ocean Salinity) genannte Hightech-Gerät hat ein interferometrisches Radiometer namens MIRAS an Bord, das die Bodenfeuchtigkeit und den Salzgehalt der Ozeane über die von der Erdoberfläche reflektierte Mikrowellenstrahlung messen wird. Möglich ist das, weil sich die elektromagnetischen Eigenschaften von feuchter und trockener Erde beziehungsweise Süßwasser und Salzwasser unterscheiden. Der Salzgehalt ist einer der Motoren der Meereszirkulation, die für den Wärmeaustausch zwischen den Weltmeeren verantwortlich zeichnet.
SMOS wird die Erde künftig 14-mal pro Tag umrunden. Aufgrund der Erdrotation wird MIRAS so nach und nach die gesamte Erdoberfläche erfassen. Nach der Kalibrierung des Messgerätes sollen bereits im Frühjahr kommenden Jahres die ersten Daten veröffentlicht werden. Ein Ende der Mission ist frühestens in drei Jahren geplant.
Der beim Start von SMOS sozusagen als „Huckepacknutzlast“ auf den Weg gebrachte Satellit PROBA-2 ist der Nachfolger des 2001 gestarteten, äußerst erfolgreichen Satelliten PROBA-1. Er soll die Demonstration einer großen Bandbreite an Technologien für künftige Erdbeobachtungssatelliten und Raumsonden durchführen. Dazu gehört unter anderem ein Testmodell eines für ESA’s Merkur-Mission BepiColombo entwickelten Startrackers. Weitere zu demonstrierende Technologien umfassen einen digitalen Sonnensensor, eine miniaturisierte Weitwinkelkamera, einen Hochpräzisionsmagnetometer, einen Doppelfrequenz-GPS-Weltraumempfänger, einen xenonbetriebenen Resistojetantrieb (das ist ein elektrisches Raketentriebwerk ähnlich dem Ionenantrieb) und einen Kaltgasgenerator (Kaltgasgeneratoren werden bspw. in PKW’s dazu benutzt, bei einem Unfall die Airbags aufzublasen; künftige Raumsonden mit Landeeinheiten werden mit aufblasbaren Hitzeschutzschilden ausgestattet sein – das spart Platz und Gewicht). Des Weiteren hat PROBA-2 zwei belgische Solarphysikinstrumente und zwei tschechische Plasmaphysikexperimente an Bord.
SMOS ist bereits die zweite Mission im Rahmen des ESA-Programms „Lebender Planet“. Die erste Mission wurde bereits Anfang 2009 erfolgreich gestartet: GOCE dient seitdem der genauen Bestimmung des Erdschwerefeldes und der stationären Ozeanzirkulation. Ende Februar 2010 wird das Programm mit dem Start des Satelliten CryoSat-2 fortgesetzt, der die Dicke des schwimmenden Meereises erfassen soll.
SMOS & PROBA-2: neue ESA-Satelliten gestartet
3. November 2009
